In einer Online-Umfrage interviewte Medscape insgesamt 1.500 Assistenzärztinnen und Assistenzärzte in den USA. Der Großteil der Befragten (59 %) war zwischen 30 und 34 Jahre alt. Bei der Befragung machten 56 % Männer und 44 % Frauen mit. Die Antworten liefern einen interessanten Einblick in die Befindlichkeit einer jungen Ärztegeneration:
Wie viel Zeit haben Assistenzärzte für ihre sozialen Kontakte?
Zeit für sich selbst, für Familie und Freunde und damit für ein zufriedenstellendes Sozialleben scheinen nur wenige Assistenzärztinnen und Assistenzärzte zu haben. So sagten 35 %, sie hätten dafür nie oder selten und 47 % sie hätten dafür nur manchmal Zeit. Lediglich 18 % gaben an, immer oder meistens genügend Zeit für sich selbst und ein gesundes Sozialleben zu haben.
Darüber hinaus bestätigten 70 % der Befragten, dass sie aufgrund von mangelnder Zeit durch den Beruf schon Beziehungen verloren hätten.
Ist die Work-Life-Balance zwischen Arbeit und Privatleben so wie erwartet?
Darauf antworteten 36 %, dass die Work-Life-Balance schlechter als erwartet wäre. 40 % meinten, dass sie weder besser noch schlechter sei und 24 % hatten das Gefühl, dass sie sogar besser wäre.
Eine Teilnehmerin gab zusätzlich noch einige persönliche Einblicke und erzählte, dass bei ihr und ihren Kolleginnen und Kollegen vor allem der finanzielle Druck durch die Ausbildungsschulden, die hohe Arbeitsbelastung und die Herausforderungen der Pandemie dazu führten, dass private Ziele wie beispielsweise die Familiengründung weiter in die Zukunft verschoben würden.
Hat COVID-19 einen Einfluss auf das Verhältnis zu Kollegen?
Dazu sagten 27 %, dass sich das Verhältnis zu anderen Assistenzärztinnen und Assistenzärzten sowie anderen Mitarbeitenden, wie Krankenschwestern, sogar verbessert hätte. 45 % empfanden, dass COVID-19 keinen Einfluss auf diesen Teil ihres Berufslebens hätte. 28 % Prozent machten die Pandemie jedoch für schlechtere Beziehungen verantwortlich. Vor allem, weil der tägliche Druck der Patientenversorgung zugenommen habe und weniger Zeit für soziales Miteinander am Arbeitsplatz sei.
Lässt COVID-19 Assistenzärzte an ihrer Berufswahl zweifeln?
Obwohl die Pandemie herausfordernd ist, gab die Mehrheit der Befragten an, weder an ihrem Beruf als Ärztin bzw. Arzt zu zweifeln, noch an der jeweils eingeschlagenen Fachrichtung. Allerdings räumten ein wenig mehr Frauen (20 %) als Männer (14 %) ein, durch COVID-19 ihr gewähltes ärztliches Fachgebiet zu überdenken.
Haben Assistenzärzte dennoch mal darüber nachgedacht, eine andere Karriere einzuschlagen?
Insgesamt taten das 40 % der Befragten, wobei sich beim Geschlechtervergleich zeigte, dass mehr Frauen als Männer gedanklich mit dieser Möglichkeit gespielt hatten. Auf den ersten drei Plätzen der alternativen Berufe standen Tätigkeiten im Bereich Wirtschaft/Finanzen, Engineering und Beratung.
Welche Möglichkeiten gibt es, ein Burnout zu vermeiden?
Dabei standen mehrere Möglichkeiten zur Auswahl. 67 % antworteten, dass ihnen an erster Stelle helfen würde, wenn die Arbeit und die Rufbereitschaften besser planbar wären. An zweiter Stelle folgte der Wunsch, finanziellen Stress zu reduzieren und auf Platz drei stand das Bedürfnis nach flexiblen Arbeitszeiten.
Warum lohnt sich die Zeit als Assistenzarzt?
Auch für diese Frage standen den 1.500 befragten Ärztinnen und Ärzten mehrere Antwortmöglichkeiten zur Auswahl. Die Mehrzahl (73 %) sah das medizinische Know-how und die Erfahrungen, die sie während der Assistenzarztzeit sammeln können, als wichtigsten Punkt an. Gleich an zweiter Stelle kam der Kontakt zu Patientinnen und Patienten, bzw. die Dankbarkeit welche diese für medizinische Hilfe zum Ausdruck brachten. Insgesamt 67 % der Assistenzärztinnen und Assistenzärzte schätzten es auch als besonders lohnend ein, zu erfahren, dass man gut darin sei, was man tue.
Welche Dinge gehören zu den größten Herausforderungen während der medizinischen Ausbildung?
Beruf und Privatleben optimal zu verbinden ist für Assistenzärztinnen und -ärzte die größte Herausforderung. So gaben 30 % der Befragten an, dass die Work-Life-Balance nicht immer leicht sei. Auch Zeitdruck und die Angst davor, schwerwiegende Fehler zu machen, belasten die jungen Medizinerinnen und Mediziner.
Mit welchen Mitteln reduzieren Assistenzärzte beruflichen Stress?
76 % der befragten Ärztinnen und Ärzte nutzen dazu Gespräche mit der eigenen Familie oder engen Freunden. Ebenfalls 76 % gaben an, Schlaf als Mittel zum Stressabbau zu verwenden und 67 % stimmten für den Sport als Stresskiller.
Welche Selbstzweifel gibt es in Bezug auf die ärztliche Tätigkeit?
Auf die Frage, ob die Befragten selbst Zweifel daran hätten, eine gute Ärztin oder ein guter Arzt zu sein, antworteten 25 %, dass sie diese manchmal hätten. Der Großteil (49 %) hat solche Zweifel manchmal, 27 % nie. Dabei stellen sich Ärztinnen (29 %) etwas häufiger in Frage als ihre männlichen Kollegen (21 %).
Fazit
Eine optimale Work-Life-Balance zu finden, ist für Assistenzärztinnen und
-ärzte nicht einfach. Gespräche mit Familie und Freunden werden als wichtig zur Stressbewältigung betrachtet. Allerdings fehlt gerade für die Pflege von sozialen Beziehungen im Alltag häufig die Zeit. Der Einfluss von COVID-19 auf das Berufsleben wird unterschiedlich bewertet. Trotz aller Herausforderungen empfinden die Befragten ihre Assistenzarztzeit aus verschiedenen Gründen insgesamt als sehr lohnend.
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Dieser Beitrag basiert auf einer von Medscape geführten Online-Umfrage unter 1500 Assistenzärztinnen und Assistenzärzten in den USA, im Sommer 2021. Originalbeitrag unter: https://www.medscape.com/slideshow/2021-residents-lifestyle-happiness-6014240#1
Bildquelle: © getty images/sturti, © Medscape
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