Schwierige Patienten – was heißt das überhaupt?
Ärztinnen und Ärzte haben einen vollen Terminkalender. Dementsprechend wenig Zeit bleibt ihnen in der Regel für das Arzt-Patienten-Gespräch. Dennoch müssen sie dabei schnell alle wichtigen Informationen über Beschwerden oder Krankheitsverlauf erhalten und selbst über Krankheitsbilder, Diagnosen und Behandlungsoptionen aufklären. Patientinnen und Patienten, die sich in dieser Kommunikationssituation nicht optimal verhalten, werden von Ärztinnen und Ärzten oft als problematisch empfunden. Schwierige Patienten sind vor allem solche, die zu langatmig erzählen, die alles besser wissen und diejenigen, die sehr unsicher sind. Die drei häufigsten Typen im Überblick:
1. Der zu gesprächige Patient
Einige Patientinnen und Patienten kommen bei ihrer Krankheitsgeschichte nicht auf den Punkt, schweifen schnell ab und schmücken ihren Bericht sogar mit den Krankheiten von Bekannten aus. Dieses Verhalten ist vor allem deshalb problematisch, weil relevante Informationen untergehen können. Ärztinnen und Ärzte sollten in diesen Situationen daher sehr gut zuhören. Mit konkreten Fragen können Sie das Gespräch in die richtige Richtung lenken. Beispielsweise: „In welchen Situationen haben Sie Schmerzen im Knie?“ Dabei ist es durchaus legitim, darum zu bitten, die Fragen möglichst kurz zu beantworten. Einen Redeschwall höflich unterbrechen können Ärzte am besten, wenn sie den Patienten anschauen, ihn mit Namen ansprechen und gegebenenfalls kurz am Arm berühren.
Haben Sie die Aufmerksamkeit zurückgewonnen, können Sie ihn an Fokuspunkte erinnern, z. B. „Wie Ihre Beschwerden anfingen, haben Sie mir schon erzählt. Ich würde mich heute gerne darauf konzentrieren, wie es Ihnen nach unserer letzten Umstellung der Medikation erging.“ Damit bei gesprächigen Patienten keine Informationen verloren gehen, empfiehlt es sich auch, Gesagtes kurz zusammenzufassen: „Habe ich es richtig verstanden, dass Sie diese Beschwerden nur bei körperlicher Belastung, nicht jedoch im Ruhezustand haben?“
Dürfen Ärzte Patienten ablehnen?
Schwierige Patienten? In bestimmten Fällen dürfen Sie Patientinnen und Patienten die Behandlung aus rechtlicher Sicht verweigern. Lesen Sie dazu jetzt den Artikel auf coliquio „Behandlungspflicht – Wann dürfen Ärzte Patienten ablehnen?
2. Der schwierige Patient „Dr. Google“
Manche Menschen befragen bei Krankheitssymptomen zuerst das Internet, bevor sie eine Praxis aufsuchen und neigen dann dazu, alles besser wissen zu wollen. Auch wenn Sie dieses Verhalten nervt, ist es besonders wichtig, diesen Patiententypus ernst zu nehmen und sein Engagement in eigener Sache zu würdigen.
Vermitteln Sie aber dennoch klar, dass Informationen aus dem Internet die ärztliche Kompetenz nicht ersetzen können. Überlegen Sie, wie Sie ihrer Patientin oder ihrem Patienten mehr Sicherheit verschaffen können. Bieten Sie zum Beispiel an, den Laborbericht im Original zu zeigen.
Ein gutes Argument, um Internetwissen zu relativieren, ist auch der Hinweis auf den individuellen Verlauf von Krankheiten: „Sie wissen bestimmt, dass Krankheiten bei Menschen ganz unterschiedlich verlaufen und sie daher individuelle Therapien benötigen. Eine für alle Fälle richtige Antwort kann es im Internet daher nicht geben.“
3. Ebenfalls ein schwieriger Patient: Der Zurückhaltende
Zurückhaltendes Verhalten von Patientinnen und Patienten erscheint zunächst positiv, kann aber dennoch problematisch sein, denn hinter der Zurückhaltung steckt oft Unsicherheit. Diese kann dazu führen, dass sich Patienten nicht trauen nachzufragen, wenn Sie den ärztlichen Rat nicht verstanden haben. Oder sie äußern keine Bedenken, wenn Sie Schwierigkeiten bei der Umsetzung der empfohlenen Therapie sehen.
Um den Behandlungserfolg zu erzielen, ist es sinnvoll, als Behandelnder an gewissen Stellen nachzuhaken: „Können Sie Ihren Alltag ganz sicher so umstrukturieren, dass Sie die von mir empfohlenen Übungen dreimal pro Woche durchführen?“ Außerdem hilft es, Patientinnen und Patienten an ihre Eigenverantwortung zu erinnern. Auch regelmäßige Kontrollen und schriftliche Pläne können unterstützend wirken.
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Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel aus der Reihe „Schwieriger Patient“: Problem Typen, Georg Thieme Verlag, Lege Artis 3/2013
Bildquelle: © Getty Images/DjelicS
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